• 1. Die Anfänge des Schülerfrühstücks

          Die Idee eines täglichen kostenlosen und offenen Schülerfrühstücks an der Mittelschule am Innsbrucker Ring wurde im Herbst 2021 geboren. Dieses Projekt war und ist das besondere Anliegen des Schulleiters und derzeitigen Amtsinhabers Martin Herz-Hüttinger. Am 23. März 2022 schließlich startete das Schülerfrühstück mit finanzieller Unterstützung des BLLV (Bayerischer Lehrerinnen- und Lehrerverbands) "denkbar-Frühstücks", welcher für die Personal- und Sachkosten aufkommt. Das Schülerfrühstück findet seither täglich vor dem Unterricht in der Zeit von 7.15 bis 7.50 im Frühstücksraum statt. Während des Schuljahrs besuchten täglich durchschnittlich 25-50 Schülerinnen und Schüler das Frühstück.

           


          2. Grundlegendes zum Schülerfrühstück

          Das Frühstück ist ein spezielles, alltagsnahes und offenes Angebot des Elternbeirats sowie einzelner Lehrkräfte und soll einem gelingenderen Schulalltag dienen. Für die Teilhabe am Frühstück muss keiner der Besucher eine finanzielle oder bürokratische Hürde überwinden, d. h. es bedarf keinerlei An-, Ab- oder Rückmeldung. Adressaten für das Schülerfrühstück sind somit alle Schülerinnen und Schüler der Mittelschule am Echardinger Grünstreifen, unabhängig von deren finanzieller Situation, sozialer sowie kultureller Herkunft. Diese Niederschwelligkeit des Schülerfrühstücks ist jedoch konstitutiv für die Gestalt der Beziehung zu den Besuchern. Im Gegensatz zu Angeboten mit hoher Verbindlichkeit, wie z. B. den festen Gruppenangeboten der offenen Ganztagsschule, steht hier ein unverbindliches Beziehungsangebot im Vordergrund. Ob die Schülerinnen und Schüler dieses Angebot annehmen oder nicht, bleibt ihre eigene Entscheidung. Durch einen kontinuierlichen Kontakt beim Frühstück und einer engen Kooperation mit der Frühstücksprojektleitung kann das niederschwellige Beziehungsangebot in pädagogische Beziehungsarbeit münden.
          Das Schülerfrühstück tangiert dabei zwei große Themenkomplexe auf gesellschaftlicher Ebene. Zum Einen die Individualisierung sowie Pluralisierung von Lebenslagen und damit einhergehenden sozialen Ungleichheiten und zum Anderen die Frage, wie sich im Zuge der Diskussion um die Bildungslandschaft Schule entwickeln soll. Will man die Mittelschule weiterentwickeln, indem man zu rhythmisiertem Unterricht übergeht und Schwerpunkte bildet, die sich an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes orientieren, sowie einen Teil des Unterrichts am Nachmittag stattfinden lässt, so gilt es auch die Frage nach der Versorgung der Kinder in den Blick zu nehmen. Die Politik hat die Sorgen von armutsgefährdeten Familien in Bezug auf die Schulspeisung erkannt, befindet sich indes oftmals noch im Status der Diskussion. Ein kostenloses Frühstück und kostengünstiges Mittagessen als integraler Bestandteil der Mittelschule am Innsbrucker Ring in Verbindung mit einer vor Ort ansässigen verantwortlichen Leitung, ist Herausforderung und Verpflichtung zugleich. Beides ermöglicht auf gesellschaftlicher Ebene Chancengleichheit, da gerade sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche ausreichend mit Nahrung versorgt werden. Auf kommunalpolitischer Ebene muss es von Interesse sein, dass die Mittelschulen in München nicht zu Konflikt- bzw. Brennpunktschulen werden, sondern mit Hilfe der Profilbildung den »Aufwertungsprozess« vorantreiben. Das Frühstücksprojekt leistet hier einen Beitrag, die Bildungsbenachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen abzumildern, da die Bedingungen für einen erfolgreichen Schulalltag auf Grund der Entlastung der betroffenen Familien optimiert werden. Kinder und Jugendliche sind die Erwachsenen von Morgen, so dass Projekte wie das Schülerfrühstück keinen »Luxus«, sondern eine sinnvolle Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft darstellen.

           

          3. Ein Beitrag zur Lebensweltorientierung

          Das Frühstücksprojekt ist ein spezifisches, alltagsnahes, offenes und niederschwelliges Angebot der Mittelschule sowie des Elternbeirats und findet in der Schule statt. In der Zeit von 7.15 bis 7.55 Uhr von Montag bis Freitag suchen täglich bis zu 50 Schüler das Frühstück auf. Hierfür mussten beginnend mit dem Schuljahr 2021/22 räumliche, zeitliche sowie personelle Ressourcen gschaffen und erweitert werden, um den Kindern und Jugendlichen einen guten Start in den Unterrichtsalltag zu ermöglichen. »Gelingenderer Alltag« meint hier zunächst, dass Projektleitung und Frühstückslotsen (Lehrkräfte) sich auf den Alltag der Kinder und Jugendlichen und deren Bedürfnisse einlassen und diese scheinbar »banale« Tätigkeit des gemeinsamen Frühstückens in seiner Notwendigkeit für die Besucher nach außen kommunizieren. Die Niederschwelligkeit und Offenheit des Projekts haben den Vorteil, dass eine unangenehme Selbstoffenbarung seitens des Schülers nivelliert wird. Die Motive, weshalb ein Kind oder Jugendlicher das Frühstück aufsucht, sind keine Zugangsbedingung und müssen nicht genannt werden. Werden die Besucher gefragt, warum sie das Frühstück besuchen, so nennen sie unabhängig von ihren Lebensverhältnissen, dass sie Freunde treffen wollten. Insofern die finanzielle Situation oder belastete Familienverhältnisse im Einzelfall ein Grund wären, so verbietet sich eine Stigmatisierung der Schüler*innen und ihrer Angehörigen. Nur so können die Kinder und Jugendlichen ab dem ersten Besuch erleben, dass sie ohne Angabe von Gründen am Frühstück teilhaben können und nicht von anderen Besuchern aus »besser gestellten« Familien depraviert werden. Das Schülerfrühstück ist lebensweltorientierte Begleitung, Unterstützung sowie Entlastung und zugleich Beziehungsangebot für alle Schüler der Mittelschule am Echardinger Grünstreifen.


          Es basiert auf dem Gedanken der Lebensweltorientierung und vollzieht sich in den Dimensionen der Alltäglichkeit, der erfahrenen Zeit, dem Raum und den sozialen Beziehungen. Hans Thiersch beschreibt gelungene Alltäglichkeit wie folgt: »Gelungene Alltäglichkeit ergibt sich da, wo solche Nähe und Vertrauen möglich ist, wo also deutlich ist, zu wem man gehört, wo Zuständigkeiten verlässlich sind, wo man sich angenommen weiß. Solches Vertrauen wächst in den Gemeinsamkeiten alltäglicher Aufgaben, da also, wo man miteinander lebt, isst, redet, wo sich Pädagogen als nützlich erweisen können in dem, was in der Situation und für alle wichtig ist (...), wo die Pädagogen in ihrem Verhalten zugleich zuverlässig und verständlich sind.« Den konzeptionellen Rahmen für das Frühstücksprojekt bilden dabei die Strukturmaximen der (1.) Prävention auf Grund der Entlastung von Familien in prekären finanziellen Lebenslagen, der Strukturierung des Alltags durch regelmäßige und kostenlose Mahlzeiten, niederschwelliges Beziehungsangebot zur Unterstützung bei Problemen, dem Frühstück als basale Voraussetzung für die Konzentration im Unterricht; der (2.) Dezentralisierung auf Grund der Erreichbarkeit des Projekts vor Ort, verbunden mit weiteren »Hilfen aus einer Hand« durch die Schule als der »Anlaufstelle für den Erstkontakt«; der (3.) Alltagsorientierung auf Grund der Wahrnehmung der lebensweltlichen Problemzusammenhänge der Schüler wie deren Angehöriger und der Hilfe an einem Ort, an dem Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Zeit verbringen; der (4.) Integration auf Grund der Teilhabemöglichkeit an einem klassenübergreifenden Gruppenerlebnis unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialer wie kultureller Herkunft und der (5.) Partizipation auf Grund der gesicherten Teilhabe am Frühstücksprojekt und Mitbestimmungs- sowie Einspruchsrechten.


          Neben den Strukturmaximen einer Lebensweltorientierten Jugendhilfe und daraus resultierenden Aufgaben, sind weitere Ziele zu benennen: die Öffnung der Schule für den Jugendraum, in dem Treffpunkte und Ruhezonen für die Schüler eingerichtet werden; die niederschwellige Ernährungserziehung, indem den Kinder und Jugendlichen eine regelmäßige Mahlzeit zugesichert ist und gleichzeitig die Möglichkeit der Geschmacksbildung besteht; das Beziehungsangebot als Chance zur Anbahnung von weiteren Unterstützungsmöglichkeiten und der Beitrag des Frühstücks für ein harmonischeres Schulklima. Das Schülerfrühstück ist eine geeignete Methode, um einen Großteil der Kinder und Jugendlichen zu erreichen, die noch keine Angebote der Schulsozialarbeit wahrnehmen. Das Frühstück ist Türöffner für diese Schülerinnen und Schüler, da das offene und niederschwellige Setting als angenehm und »ungefährlich« wahrgenommen wird. Je mehr Adressaten das klassenübergreifende Angebot am Morgen wahrnehmen, desto größer ist die Chance, viele ausgeschlafene und motivierte junge Menschen im Unterricht vorzufinden und einen harmonischen Schulalltag zu erleben. Als langfristige Ziele wären zu nennen: (1.) die Schaffung eines öffentlichen wie politischen Verantwortungsbewusstseins, diese Kinder und Jugendlichen aus dem »Abseits« zu holen, sodass die Finanzierung des Schülerfrühstücks nachhaltig gesichert und an anderen Schulen installiert werden kann; (2.) den Schülern die Erfahrung zu ermöglichen, wie wichtig regelmäßige Mahlzeiten und damit die Strukturierung des Tages sind, sodass sie diese später in ihren eigenen Familien umzusetzen vermögen. Die Überprüfung der Effizienz ist nur vor dem Hintergrund einer vorangegangenen instrumentalisierten Bedarfserhebung, kontinuierlicher Dokumentation der Besucherzahlen, Ausgaben und Vorfällen innerhalb des Frühstücksprojekts möglich.


          4. Das Schülerfrühstück als tägliches Ritual


          Die Individualisierungsschübe der postmodernen Gesellschaft führen dazu, dass soziale Bindungen diffuser werden und Rituale in den Familien an Bedeutung einbüßen. Wolf Ritscher schreibt, dass wir uns in einer paradoxen Situation befinden: Individualisierung behindert Ritualisierung, hätte sie aber gerade besonders nötig, um den sozialen Bezug wieder herzustellen und bewusstzumachen. »Immer mehr Familien«, so seine These, »scheitern an ihrer Aufgabe, sich als Alltagskommunikation, Reproduktion und die Sozialisation ihrer Kinder sicherndes System zu etablieren, dessen Strukturen und Regeln für alle Mitglieder deutlich, eindeutig und verbindlich sind«. Monika Fröschl vertritt dabei den Standpunkt, dass Rituale geeignete Hilfen sind, um die Komplexität von Situationen zu reduzieren. Rituale können als wesentliche Strukturierungshilfen fungieren und von der schulpädagogischen Arbeit als entsprechende Orientierungshilfen angeboten werden. Das Schülerfrühstück an der Mittelschule am Innsbrucker Ring als Ritual der täglichen Mahlzeit bietet immer wiederkehrende Zeitpunkte, an denen über den Alltag der Kinder und Jugendlichen in und außerhalb der Familie kommuniziert wird. Zudem erhalten die Schüler Einblicke in die Standpunkte Anderer, paradigmatisch auch von der leitenden Frühstückskraft. Grundsätzlich betonen gemeinsame Mahlzeiten das Thema der Mitgliedschaft und des Meinungsaustausches. Das Schülerfrühstück markiert dabei den zeitlichen Übergang von der Nacht zum Tag sowie den nahenden Unterrichtsbeginn.
          Die Situation am Morgen vollzieht sich zudem in bestimmten Routinen. Zum Einen in der Reihenfolge der Frühstücksvorbereitung und zum Anderen in den Routinen, welche die Kinder und Jugendlichen im Laufe der Schuljahre entwickeln. Neben diesen routinierten Handlungsabläufen finden aber auch Rituale ihren Platz. Das Frühstück wird zum Übergangsraum zwischen dem eigenen Zuhause und der Institution Schule und markiert seine Exklusivität durch die ruhige und gemütliche Atmosphäre. Im Gegensatz zum Mittagessen werden die Tische zum Frühstück dem jahreszeitlichen Rhythmus entsprechend dekoriert. Das gemeinsame Frühstück in der Mittelschule als Übergangsraum schafft ein Zeitfenster im partiell so schwierig gewordenen Alltag der Kinder und Jugendlichen, in dem sie in angenehmer Atmosphäre »Kraft für den Tag tanken«. Der Bedarf an einem Schülerfrühstück als wichtiger Zeitabschnitt und Übergangsraum vor der Schule zeigt sich darin, dass auch Schülerinnen und Schüler, welche regulär später Schule hätten, trotzdem zwischen 7.00 und 8.00 Uhr kommen und die anschließende »Langeweile« bis zum Unterrichtsbeginn »in Kauf nehmen«.


          5. Das Schülerfrühstück als Schutz- und Schonraum


          Das Schülerfrühstück hat u.a. die Aufgabe Schutz- und Schonraum innerhalb des stark reglementierten und hierarchischen Schulsystems zu sein. Die Institution Schule ist ein Ort der Leistungskonkurrenz und Auslese. Im Mittelpunkt steht dabei nicht durchgängig die Schülerpersönlichkeit, sondern das Kind oder der Jugendliche in seiner Schülerrolle, welches ein Set von Verhaltenserwartungen und -zumutungen beinhaltet. Die Schule kann vor dem Hintergrund ihrer strukturellen Beschaffenheit immer nur einen Ausschnitt der Persönlichkeit in Form der Schülerrolle wahrnehmen. Im Zuge des Leistungsvergleichs »braucht es« vergleichbare Schüler, ohne Rücksicht auf deren familiäre Hintergründe. Außerdem ist es in unserer postmodernen Gesellschaft für Kinder und Jugendliche in urbanisierten Lebenswelten kaum mehr möglich, sich die Umwelt in konzentrischen Kreisen anzueignen. Der Lebensraum München wird von ihnen nicht mehr in seiner Gesamtheit und Komplexität wahrgenommen. Die gemeinsame Mahlzeit vor dem Unterrichtsbeginn im Frühstücksraum ist eine weitere Insel. Dieser neu geschaffene Raum ist dabei verlässlich und für alle Schülerinnen und Schüler erreichbar, sodass die Möglichkeit gegeben ist, sich diesen Raum neu anzueignen. Aufgrund des modernisierungsbedingten Individualisierungs- und Pluralisierungsprozesses zerbrechen die »traditionelle(n) Familien-, Verwandtschafts- und Nachbarschaftsstrukturen«. Das Zerbrechen alltäglicher sozialer Bezüge ist verhängnisvoll, insofern soziale Beziehungen den »sozialen Rückhalt« eines Menschen darstellen bzw. meist die zentrale Unterstützung und Ressource in Krisenzeiten sind. Dies trifft auf die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und/oder Fluchterfahrung in verschärfter Weise zu. Auf die ehemals selbstverständlichen, vertrauten und alltäglichen sozialen Bezüge können einige der Schülerinnen und Schüler der Mittelschule am Innsbrucker Ring nicht mehr zurückgreifen. Gerade Heranwachsende suchen und brauchen verlässliche soziale Bezüge und erwachsene Personen, an denen sie sich orientieren können. Neben den Autoritäten in der Gestalt der Eltern oder Lehrkraft, denen man in der Pubertät eher distanziert gegenübertritt, sind sie darum auf der Suche nach anderen Erwachsenen, die bei der Orientierung helfen und an denen sie sich auch reiben dürfen. Beim Schülerfrühstück ist die Leitung der »andere Erwachsene«, welcher den Schutz und Schonraum maßgeblich beeinflusst und inszeniert.


          6. Das Schülerfrühstück als Ort gelingender Integration


          Wie oben aufgeführt, orientiert sich das Schülerfrühstück an den Grunddimensionen der Lebensweltorientierung. Hierzu gehört auch die Maxime der Integration. Der Fokus des Schülerfrühstücks liegt auf dem Zugänglich-Machen des Angebotes für alle Schülerinnen sowie Schüler der Mittelschule am Echardinger Grünstreifen und einen Beitrag zur gelingenderen Integration in die Schule zu leisten. Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund werden nicht selten mit spezifischen Dilemmata konfrontiert: Zum einen sind Familie, Gleichaltrigengruppe und sozialräumliche Umwelt strategische Größen im Bewältigungs- und Aneignungsprozess, zum anderen bieten diese Gruppen wenig Unterstützung. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund erleben einen interkulturellen Generationskonflikt. Emigration und Immigration bedeuten psychischen Stress auf Grund der kaum bewältigbaren Informationsfluten, komplexen gesellschaftlichen Strukturen und den damit verbundenen Verhaltensmechanismen im Aufnahme- bzw. Zuzugsland, was zu Orientierungslosigkeit und psychischem Stress vor allem in der Elterngeneration führt. Die ethnische Segregation in bestimmten Stadtteilen in München kann für die erste Generation entlastend wirken, führt aber bei der zweiten Generation zu einem »Konflikt der Kulturen«. In der Schule erleben diese Kinder und Jugendlichen die kulturellen Gepflogenheiten »der neuen Heimat«, wohingegen »daheim« die Werte und Normen aus dem Heimatland gelten. Die Herausforderungen im Aufnahmeland sind zunächst kaum bewältigbar, was zu anfänglichen Berührungsängsten führt, vor allem im Kontakt zu Schülerinnen und Schülern aus den Regelklassen. Die Schule erbringt hier zwar eine institutionelle Integrationsleistung, aber auf struktureller Ebene ist sie kaum in der Lage, die interkulturelle soziale Integration der Schülerinnen und Schüler zu fördern.
          Diesen Kindern und Jugendlichen die Berührungsängste zu nehmen und eine von der Schule nur zum Teil leistbare soziale Integration zu ermöglichen, ist die Chance des Schülerfrühstücks. Beim Schülerfrühstück können Kinder und Jugendliche mit Migrantenstatus in ihrem bereits vertrauten schulischen Umfeld klassenübergreifende Kontakte knüpfen, die über die räumlichen und zeitlichen Grenzen des Schülerfrühstücks in den Schulalltag hinausreichen. Die Mahlzeit schlägt somit eine Brücke von der reinen Nahrungsaufnahme zur Kultur des Konsumierens, des Kommunizierens und des Zusammenlebens.

           

          7. Resümee


          Das Schülerfrühstück dient zum einen der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen wie auch als Entlastung der Familien. Zum anderen hat das gemeinsame Frühstück in der Mittelschule am Innsbrucker Ring auf gesundheitlicher wie pädagogischer Ebene positive Effekte, sodass eine »Win-Win- Situation« für alle Beteiligten entsteht. Wie elementar für einige Schülerinnen und Schüler das Frühstück geworden ist, zeigt sich neben den hohen Besucherzahlen ab 7.15 Uhr u.a. daran, dass sie sich diese Zeit am Morgen nehmen. Das gemeinsame Frühstück ist als soziale Situation zum integralen Bestandteil der Lebenswelt dieser Schülerinnen und Schüler geworden. Hier findet man Zuhörer, denen man von den Erlebnissen der vergangen Tage, von Freude und Leid, Verliebtheit und Fußballerfolgen berichten kann. Es ist der Erstkontakt und die Vertrauensbasis für ein niederschwelliges Beziehungsangebot durch die Leitung des Schülerfrühstücks. Das Frühstück »lebt« von der Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler und von einer fachlich versierten Leitung. Auf diese Weise kann das Schülerfrühstück einen Beitrag zur Lebensweltorientierung leisten.